Hunding/Lalling/Außernzell: Der Freistaat verleiht an Politiker, die sich um die Selbstverwaltung besonders verdient gemacht haben, die kommunale Verdienstmedaille. Sie wird je nach Dauer der kommunalen Tätigkeit und der persönlichen Einstellung in Gold, Silber oder Bronze verliehen. Das Vorschlagsrecht liegt bei den Kommunen. Kürzlich verlieh Innenminister Joachim Herrmann in den Stadtsälen Bernlochner in Landshut die Kommunale Verdienstmedaille an 22 Politikerinnen und Politikern aus Niederbayern, davon an 19 in Silber. Geehrt mit der Verdienstmedaille in Silber wurden auf Vorschlag der Gemeinden mit Ferdinand Brandl (Hunding), Josef Färber (Außernzell) und Josef Streicher (Lalling) drei Kommunalpolitiker aus dem Landkreis.

Die Begrüßung der Teilnehmer bliebt Regierungspräsidenten Rainer Haselbeck vorbehalten, der sich auch über die Teilnahme von Staatsminister Hubert Aigner und Landrat Christian Bernreiter für den Landkreistag freute. Er bezeichnete die Veranstaltung als Festtag der Demokratie.

In seiner Ansprache teilte Joachim Herrmann mit, dass wegen Corona im letzten Jahr keine Verleihung möglich war und deshalb heuer die Ehrung für zwei Jahre durchgeführt wird. Der Minister ging auf die großen Herausforderungen durch Corona ein, die gut gemeistert wurden. Der Gestaltungsspielraum für die Gemeinden ist wieder gestiegen, die Finanzen entwickeln sich gut. Was Sorgen bereite, ist der zunehmend raue Ton in der politischen Auseinandersetzung. Er äußerte seinen Respekt für das große Engagement der zu Ehrenden und deren wertvolle Arbeit um das Gemeinwohl, meist über Jahrzehnte hinweg. Dank gebühre auch den Familienangehörigen, die auf vieles verzichten mussten und vielfach auch Anfeindungen ausgesetzt waren.

Für jeden Geehrten hielt der Minister eine kurze Laudatio. Für Ferdinand Brandl hatte er folgendes Lob: 

„Ferdinand Brandl hat sich über 36 Jahre hinweg tatkräftig in der Kommunalpolitik engagiert. 1984 wurde er in den Gemeinderat und 1990 zum Ersten Bürgermeister der Gemeinde Hunding gewählt. In den 30 Jahren seiner Amtszeit als Erster Bürgermeister hat er viele für die Gemeinde bedeutende Entscheidungen angestoßen und verwirklicht. Neben der Bereitstellung der notwendigen Einrichtungen der Daseinsvorsorge waren ihm die Dorferneuerungsmaßnahmen in drei Ortschaften wichtige Anliegen. In diesem Zusammenhang konnte durch die Sanierung des historischen Gemeindehauses mit tatkräftiger ehrenamtlicher Unterstützung vieler Gemeindemitglieder ein Bürgerhaus geschaffen werden. Die Dorfmitte im Hauptort wurde durch einen neu gestalteten Dorfplatz mit W-Lan-Hotspot belebt. Die Ausweisung des „Gewerbedorfs Rohrstetten“, des einzigen Gewerbegebiets im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Lalling, ermöglichte die Ansiedlung von Betrieben und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. In besonderer Weise hat sich Ferdinand Brandl für den Bau einer Unterführung auf der Bundesstraße B 533 bei Rohrstetten eingesetzt, um damit mehr Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Die Anlage eines Streuobsterlebnisgartens auf dem Gebiet des Goldsteigwanderwegs trug wesentlich zur Steigerung der touristischen Attraktivität der Region bei. Ferdinand Brandl war zudem Initiator des im zweijährigen Turnus stattfindenden „Goldgräberfestes“, das sich zum größten Country-und Westernfest in Bayern entwickelt und Hunding weithin bekannt gemacht hat. Der Freundschaftsvertrag der Verwaltungsgemeinschaft Lalling mit der Mikroregion Chelcice-Lhenice in Tschechien, in der wie im Lallinger Winkel seit Generationen Apfelanbau betrieben wird, geht nicht zuletzt auf die guten Kontakte des Gemeinschaftsvorsitzenden Ferdinand Brandl mit einem Bürgermeister dieser Region zurück. Von 2002 bis 2020 brachte Ferdinand Brandl seine reiche Erfahrung und seinen Sachverstand auch überörtlich als Mitglied des Kreistags Deggendorf ein.

Ferdinand Brandl hat sich um die kommunale Selbstverwaltung verdient gemacht.“

Die wertvolle Arbeit von Josef Färber schilderte Hermann wie folgt:

„Josef Färber wirkt seit 37 Jahren tatkräftig und sachkundig auf Gemeinde- und Kreisebene. In den Jahren 1984 bis 2008 stand er als Erster Bürgermeister an der Spitze der Gemeinde Außernzell. In den 24 Jahren seiner Amtszeit hat er durch sein zielgerichtetes Handeln das Bild der Gemeinde maßgeblich geprägt. Hervorzuheben sind hier insbesondere der Ausbau der Wasserversorgung im gesamten Gemeindegebiet sowie der Bau von zwei Kläranlagen, wodurch alle Ortschaften an das Abwassernetz angeschlossen werden konnten. Die Sanierung des 1000 Jahre alten „Würzingerhauses“ im Rahmen der Dorferneuerung hat entscheidend zur Wiederbelebung des Ortskerns beigetragen. Sein besonderes Interesse galt der Bildungspolitik, bei der er seine fundierten Kenntnisse als Grundschullehrer einbringen konnte. In seiner Amtszeit wurden die Grundschule und der Schulsportplatz generalsaniert sowie ein Kindergarten neu gebaut und später erweitert. Über den Gemeindebereich hinaus engagiert sich Josef Färber seit 1984 als Mitglied des Kreistags Deggendorf für die Region. Seit 2002 ist er als weiterer Stellvertreter des Landrats für den Landrat des Landkreises Deggendorf eine verlässliche Stütze. Auch auf Kreisebene ist ihm der Ausbau des Bildungsbereichs ein wichtiges Anliegen. Die jüngsten Investitionen des Landkreises in den Neubau und die Generalsanierung von Schulen tragen vorwiegend seine Handschrift. Maßgeblich beteiligt war er an der Zertifizierung des Landkreises als „Bildungsregion in Bayern“. Auch beim Projekt „Aufbruch jetzt! – Niederbayern“ hat er sich verdienstvoll eingebracht. Beim Thema Müllentsorgung erwies sich Josef Färber in seinen Funktionen als Mitglied des Kreistags und als Verbandsrat des Zweckverbands Donau-Wald als geschickter Vermittler und trug entscheidend zur heutigen reibungslosen, effizienten und ökologisch sinnvollen Müllentsorgung bei. Josef Färber ist ein Kommunalpolitiker, der aufgrund seines mit Leidenschaft und Pflichtgefühl, hoher Fachkompetenz und einem Blick für das Notwendige und Machbare ausgeübten Wirkens allseits anerkannt ist.

Josef Färber hat sich um die kommunale Selbstverwaltung verdient gemacht.“

Der Einsatz von Josef Streicher fand nachstehende Laudatio: 

Josef Streicher hat sich in den vergangenen 36 Jahren verdienstvoll auf kommunalpolitischer Ebene für die Gemeinde Lalling und den Landkreis Deggendorf engagiert. Als Mitglied des Gemeinderats und als Erster Bürgermeister hat er die zukunftsorientierte Entwicklung der Gemeinde erfolgreich mitgestaltet und vorangebracht. Während seiner Amtszeit konnten zahlreiche Infrastrukturprojekte erfolgreich umgesetzt werden. So wurden etwa viele der 17 Dörfer und Weiler, die das Gemeindegebiet umfasst, neu an die Wasserver- und Entsorgung angeschlossen, die bestehende Wasserversorgungsanlage erneuert und die Kläranlage modernisiert. Der Umbau und die Sanierung des Gemeindehauses in Lalling ermöglichte eine effiziente Verwaltungsarbeit der dort untergebrachten Verwaltungsgemeinschaft Lalling. Durch die Anmietung von Räumen konnten für das Fremdenverkehrsamt und die Gemeindebücherei räumliche Verbesserungen erreicht werden. Die Anlage eines Feng-Shui-Kurparks in dem staatlich anerkannten Erholungsort hat erheblich zur Steigerung der touristischen Attraktivität beigetragen. Während der Amtszeit von Josef Streicher wurde auch eine Gemeindepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Remy geschlossen, die durch gegenseitige Besuche belebt wird. Um den Streuobstanbau in der gesamten Region zu fördern und touristisch zu nutzen, wurde mittelfristig die Ansiedlung eines Kompetenzzentrums für Streuobstanbau in Lalling geplant. Die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags zwischen örtlichen Akteuren und der Hochschule Weihenstephan stellt einen ersten Schritt zur Realisierung dieses Projekts dar. Josef Streicher war eine solide Haushaltspolitik stets ein vorrangiges Anliegen. Trotz hoher Investitionen ist es ihm in seiner Amtszeit gelungen, die Verschuldung der Gemeinde um die Hälfte zu reduzieren. Über die Grenzen der Gemeinde hinaus hat sich Josef Streicher als Mitglied des Kreistags Deggendorf zwölf Jahre lang verantwortungsvoll für die gesamte Region eingesetzt.

Josef Streicher hat sich um die kommunale Selbstverwaltung verdient gemacht.“

Hermann (v.r.) mit Geehrten und Begleitern Josef Streicher, Michael Reitberger, Josef Färber, Ferdinand Brandl, Matthias Hackl, Ingeborg Brandl und Landrat Christian Bernreiter

Text und Foto: Andreas Schröck