Altbürgermeister zum Ehrenbürger ernannt – Viel „Großartiges und Dauerhaftes“ für die Gemeinde erreicht

v. l. Bürgermeister Michael Reitberger, Angelika Streicher, Altbürgermeister Josef Streicher – nun auch Ehrenbürger
Draußen, ein paar Schritte weiter, wird alle ein oder zwei Jahre die Mostkönigin gekrönt. Drinnen, im neuen Bürgersaal des Gasthauses zur Post, hat die Gemeinde Lalling am Freitagabend ihren Altbürgermeister „gekrönt“ und Sepp Streicher die Ehrenbürgerwürde verliehen, die höchste Auszeichnung, die eine Gemeinde vergeben kann.
Der Ort für die Zeremonie hätte nicht besser gewählt werden können, er steht gleichermaßen für Vergangenheit und Zukunft des Ortes. Es war Sepp Streicher, der als Bürgermeister mit dem Kauf des ehemaligen Dollmaier-Areals den Grundstein für die Neugestaltung der Dorfmitte legte. Sein Nachfolger Michael Reitberger durfte das Werk vollenden und dort seinen Vorgänger würdigen.
Reitberger bezeichnete die Idee zum Erwerb des Dollmaier-Geländes als gutes Beispiel für Streichers langfristiges Denken. „Du hast immer das große Ganze im Auge behalten“, sagte er zu Streicher. Mit bis zu 80 Prozent Zuschüssen machte die Gemeinde aus dem Gasthaus samt Bürgersaal und Zehentstadel ein Schmuckstück und schuf Räume für die Tourist-Info und die Bücherei. Streichers „Meisterwerk“, wie Landrat Bernd Sibler bemerkte.
Einer von Streichers größten Coups war die Verwirklichung des Feng-Shui-Kurparks. Reitberger nannte das einen für die Gemeinde, aber auch für den ganzen Lallinger Winkel und darüber hinaus, großen Schritt. Aus Streichers Herzensprojekt sei ein zwischenzeitlich in der ganzen Region bekanntes Pilotprojekt geworden. „Auch dies ist ein Beispiel für Dein zukunftsorientiertes und vorausschauendes Denken und Handeln“, betonte Reitberger. Lalling sei über die Landkreisgrenzen für den Kurpark bekannt und ein sehr gut besuchtes Ausflugsziel. Dabei war das Vorhaben zu Beginn in Bevölkerung und Gemeinderat heftig umstritten, zumal damals auch ein Grundstück für den neuen Sportplatz gekauft werden musste. Dank Streichers „geschickter und beharrlicher Überzeugungsarbeit“ ließen sich beide Projekte verwirklichen.
Dabei behielt Streicher stets die Finanzen im Blick. Reitberger hob dessen „unternehmerische und kaufmännische Führungsqualitäten“ hervor. Trotz Investitionen baute die Gemeinde während seiner Amtszeit Schulden ab.
„Schuld“ war Ludwig Kandler
1996 wurde Streicher zum Bürgermeister gewählt, nachdem er zuvor bereits zwölf Jahre lang dem Gemeinderat angehört hatte. Nicht ganz unschuldig für seine Kandidatur war damals SPD-Urgestein Ludwig Kandler, damals Bürgermeister von Offenberg. Gleich habe er nicht zugesagt, als Kandler bei ihm daheim in Ranzing auftauchte und ihm das Bürgermeisteramt antrug, verriet Streicher. Doch Kandler, ebenso von beharrlicher Natur wie der Lallinger, ließ nicht locker. Beim vierten Besuch sagte Streicher zu.
36 Jahre Gemeindepolitik entsprechen 432 Monate, 1872 Wochen und 13 140 Tagen, rechnete Reitberger in seiner Laudatio vor. Allein schon bei diesen Zahlen könne man das Ausmaß seines Wirkens erahnen. Streicher fungierte auch als stellvertretender Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft und des Schulverbands, von 2008 bis 2020 saß er auch im Kreistag. Als Bürgermeister kümmerte er sich unter anderem um den Anschluss vieler Gemeindeteile an die kommunale Wasserver- und Abwasserentsorgung. In seiner Amtszeit übernahm die Gemeinde den bis dahin kirchlichen Friedhof, wies drei Baugebiete aus, sanierte die Kläranlage und führte Flurbereinigungen in Euschertsfurth, Kaussing und Watzing durch. Das von der VG angemietete Gemeindehaus wurde umgebaut und saniert. „Hier hast Du selbst mit angepackt, so wie es immer Deine Art war“, hob Reitberger hervor. Zu Streichers Verdiensten gehört zweifellos auch der Einsatz für den Streuobstanbau in der Region. Die zu seiner Amtszeit geplante Ansiedlung eines Streuobstkompetenzzentrums ist heute Realität. Ein Anliegen war ihm der Austausch, wie an der gut funktionierenden Gemeindepartnerschaft mit Remy in Frankreich oder der Freundschaft mit Besiny in Böhmen zu erkennen ist.
Alle schätzen Sepp Streicher als Lallinger Urgestein, so Reitberger. „Du hast für unser Lalling viel Großartiges und Dauerhaftes erreicht. Mit Deiner Beharrlichkeit hast Du immer daran gearbeitet, Lalling weiter zu vernetzen und die Schönheit und Einzigartigkeit unserer Heimat bekannter zu machen“, wandte sich Reitberger an Streicher.
Auch Landrat Sibler würdigte die Verdienste des langjährigen Bürgermeisters und Kreisrats. Gerade die Kommunalpolitiker seien viel als Stabilisatoren des Gemeinwesens unterwegs. Als Bürgermeister müsse man viel aushalten und erklären. Sepp Streicher werde über die Parteigrenzen hinweg geschätzt und geachtet, er habe immer mehr getan, als es seine Pflicht gewesen sei, verneigte sich Sibler vor der großen Leistung Streichers. Per Video reihte sich auch der terminlich verhinderte Staatsminister Christian Bernreiter in die Schar der Gratulanten ein.
Wenn Lalling einen Mann wie Sepp Streicher zum Ehrenbürger ernenne, dann zeichne dies auch die Gemeinde selbst aus, so die Einschätzung von Florian Besold, einem überaus langjährigen Freund Streichers aus München und Vorsitzender des Vereins Bayerische Einigung, dessen Aufgabe die Vertiefung des Wissens um die kulturellen und staatspolitischen Grundlagen ist. Sepp Streicher habe sich für Lalling eingesetzt aus einem hohen Verantwortungsgefühl heraus für den Dienst an der Gemeinschaft und dies gehöre zu den Grundfesten der Demokratie, so Besold.
Amt mit Respekt und Demut ausgeübt
Der Geehrte dankte bescheiden. Er habe immer versucht, das Amt mit Hochachtung, Respekt und Demut auszuüben. „Es waren schöne, aber auch anstrengende Jahre“, so Streicher, der den Gemeinderäte und den Mitarbeitern in der Verwaltung dankte, genauso wie seinen Freunden und vor allem seiner Familie, allen voran seiner Frau Angelika.
Mit Sepp Streicher gefeiert haben auch Pfarrer Philipp Höppler, Bürgermeister Robert Schwankl (Grattersdorf), 2. Bürgermeister Matthias Hackl (Hunding), Altbürgermeister Hermann Hackl (Schaufling), Bürgermeister a. D. Alfons Gramalla (Grattersdorf), die stellvertretenden Bürgermeister Georg Klein und Maria Gruber (Lalling), amtierende und ehemalige Gemeinderäte, die Bürgermedaillenträger Max Duschl und Gerard Lallinger, Freunde und Familie Streichers.

v. l. Landrat Bernd Sibler, Altbürgermeister und Ehrenbürger Josef Streicher, Bürgermeister Michael Reitberger verewigten den Tag im Goldenen Buch der Gemeinde Lalling
Quelle: DZ, Herrn Wendelin Trs